Texte


Zwei Grundmotivationen


Was kann ich finden, wenn ich ganz tief blicke, hinunter auf den Grund meiner Handlungen?

Und das Nichthandeln möchte ich hier auch als Handlung ansehen, denn wenn ich etwas bewusst oder unbewusst nicht tue, dann ist dies auch eine Handlung und hat ebenso eine Motivation.

Und natürlich genau wie die Handlung hat die Nichthandlung eine Auswirkung auf die Welt. Ein Entscheiden/Nichtentscheiden will ich, in diesem Sinne, auch als Handlung ansehen.

Letztendlich gibt es in der dualen Welt, also im Raum/Zeitgefüge, keine Möglichkeit, nicht zu handeln.

Entweder ich tue es bewusst oder unbewusst, aber alles was ich tue oder nicht tue, hat Auswirkungen auf die Welt und war/ist somit eine Handlung.

Auch wenn ich nur dasitze und nichts tue und ja, selbst wenn ich es schaffe mich dabei in einen geistigen Zustand des nichtdualen Einssein zu versetzen, selbst dann schlägt mein Herz, ich atme, ich verdaue, ich strahle Wärme ab, die Zinsen meiner Konten laufen weiter und vieles mehr.

Ich handele also unentwegt. Nun gut, das als kleiner Schlenker, nun zurück zum Wesentlichen dieses Textes.

Ich stehe also da und die Welt (das Leben) fordert mich auf, eine Entscheidung zu treffen und zu handeln. Was beeinflusst mich in diesem Moment, welche Gefühle steuern mein Handeln?

Schaut man tief genug hin, also unter all die oberflächlichen Gründe, kommt man letztendlich zu zwei Beweggründen, zwei Grundmotivationen, die einem aus der Tiefe heraus steuern.

Entweder ich liebe Etwas (Ja) oder ich habe Angst (Nein) vor Etwas. Die Liebe zu Etwas macht mich weit, die Angst eng.

Dieses Etwas kann ein lebendiges Wesen, eine Tätigkeit oder was auch sonst immer sein.

Um was es mir hier geht, ist aufzuzeigen, dass wenn zwei Menschen das gleiche tun, es nicht das gleiche ist.

Die von außen gesehene Handlung sagt nichts aus über mein Motiv, über den Grund, warum ich diese Handlung begann. Anhand einer Handlung ist nicht klar, ob ich diese mit offenem oder verschlossenem Herzen getan habe.

Und hier nun lohnt es sich aber meiner Meinung nach gewaltig, immer wieder hinzuschauen! Denn wenn ich es schaffe, immer mehr so zu handeln, dass in meinem Brustraum/Herzensraum ein Gefühl von Weite ist, dann folge ich meinem Herzen und fühle mich gut. Egal auch wie edel/unedel meine Handlung von außen betrachtet ist.

Entsteht dort aber ein Gefühl der Enge, so dass sich der Brustkorb mehr oder weniger zusammen zieht, dann bin ich einer Angst gefolgt. Und das fühlt sich nicht gut an, egal auch wie edel/unedel meine Handlung von außen betrachtet ist.

Das zu tun was ich liebe, bedeutet für mich, der Stimme meines Herzens zu folgen. Immer wieder den Zustand eines weiten Herzraumes zu erzeugen. Und mich nicht von meinen Ängsten bestimmen zu lassen.

Was nicht heißt, dass ich diese Ängste unterdrücken, ignorieren oder verfluchen muss. Nein, sie dürfen da sein, haben einen Platz in mir und ich wende mich ihnen auch immer wieder zu. Und ich gebe ihnen einen Platz in meinem Herzen. Aber sie bestimmen nicht mein Handeln.

Es sei denn, meine Angst ist von solcher Natur, dass sie zum Beispiel mein Leben oder das Leben anderer schützen möchte. Dann ist sie im Einklang mit dem, was ich liebe… und ich kann ihr getrost folgen. Angst ist eine gute und natürliche Einrichtung im Menschen und hat einen berechtigten Platz in uns.

Wichtig ist es, immer wieder meine Beweggründe und Motivationen ans Licht des Bewusstseins zu holen. Immer mehr zu lernen, bewusster zu entscheiden, bewusster zu handeln.

Nur so können wir es schaffen, irgendwann immer bewusster zu handeln und uns dann immer öfter für den Weg unserer Liebe und für einen weiten Brustraum bewusst zu entscheiden.

Und noch einmal ganz klar zum Schluss, jegliches Handeln, auch wenn es von außen noch so toll, edel, politisch oder spirituell korrekt aussieht, kann in der Motivation eine Hingabe an das was ich liebe sein oder aber eine Flucht vor etwas Angstbesetztem, also von Angst gesteuert!

Und da gibt es keine Ausnahme. Ich kann einem Menschen Gewalt antun, weil ich ihn liebe oder weil ich Angst vor ihm habe, von außen mag dies niemand unterscheiden, nur ich selbst kann es spüren, wenn ich bewusst in mich gehe.

Ich kann in einen Ashram ziehen und mich ganz dem Yoga hingeben, weil ich es liebe dort zu sein und dies zu tun… Oder weil ich Angst vor der Welt draußen habe.

Ich kann mit einem Menschen zusammenleben weil ich ihn liebe oder weil ich Angst vor dem Alleinsein habe. Ich kann einen Beruf ausüben weil ich diese Tätigkeit liebe oder weil ich Angst vor finanzieller Not habe… usw.

Natürlich kann auch immer von beidem etwas in der Motivation da sein, also eine Mischung aus Angst und Liebe. Aber es gibt nichts, was ein Mensch tun könnte, wo nicht diese beiden Möglichkeiten der Motivation grundsätzlich da wären.